Alles rund um Haarausfall

Haarverlust – Ursachen, Diagnose und Therapie

 

Mit lichter werdendem Haar dürfen sich zahlreiche Menschen in ihrem Leben unfreiwillig beschäftigen, bei vielen zeigen sich entsprechende Symptome sogar bereits in jungen Jahren. Dabei verlieren wir täglich einige Haare, die wir in der Bürste, in der Dusche oder auf dem Kopfkissen finden, ohne dass Grund zur Sorge besteht. Summieren sich die ausgefallenen Haare jedoch auf über 100 pro Tag, und das über einen längeren Zeitraum, ist das ein Hinweis auf einen krankhaften oder auch erblich bedingten Haarausfall. Die lichter werdende Kopfhaut stellt für die Betroffenen eine große Belastung dar, ist unsere Haarpracht doch Ausdruck unserer Persönlichkeit und besonders bei Frauen der Weiblichkeit. Welche Formen des Haarverlustes (Alopezie) existieren eigentlich und sind sie therapierbar?

Diagnose

Selbstständig mit einer Therapie zu beginnen, ohne die wahre Ursache des Problems zu kennen, hilft oft nicht weiter. Besteht der Verdacht auf einen übermäßigen und frühen Haarverlust, ist der Gang zum Arzt die klügere Variante. Bei einer gründlichen Anamnese befragt der Dermatologe den Betroffenen nach chronischen Krankheiten, der Einnahme von Medikamenten, der Ernährung oder, bei Frauen, nach Verhütungsmethoden oder Zyklusproblemen. Bei Verdacht auf eine Erkrankung oder Mangelernährung kann der Arzt eine Blutuntersuchung veranlassen. Auch können Kopfhaut sowie Haarwurzeln selber auf ihre Gesundheit hin mikroskopisch untersucht (Trichogramm) und ein sogenannter Zupftest durchgeführt werden: Der Arzt testet hierbei, wie leicht sich die Haare durch leichtes Zupfen aus der Kopfhaut entfernen lassen. Kann mithilfe herkömmlicher Methoden keine Diagnose gestellt werden, ist eventuell eine Kopfhautbiopsie nötig.

Die androgenetische Alopezie

Die mit 95 % der Fälle auftretende Form des Haarverlustes ist anlagebedingt und findet sich gleichermaßen bei Männern und Frauen – meist im fortgeschrittenen Alter. Während er sich bei Männern mit Geheimratsecken oder einem immer lichter werdenden Oberkopf zeigt, äußerst er sich bei Frauen meist durch einen ausgedünnten Scheitelbereich. Die Ursache liegt nach aktuellem Erkenntnisstand bei beiden Geschlechtern in einer Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber Dihydrotestosteron (DHT). Dieses männliche Geschlechtshormon, ein Derivat des Testosterons, wird in Männern und Frauen durch das Enzym 5-alpha-Reduktase gebildet. Bei Frauen spielt zusätzlich ein weiteres Enzym, die Aromatase, eine Bedeutung: dieses wandelt männliche Geschlechtshormone in Östrogene um. Ist die Aromatase in ihrer Aktivität vermindert, kommt es zu einer höheren Konzentration männlicher Hormone wie letztendlich des DHT. Dieses reichert sich an den empfindlichen Haarwurzeln an und sorgt dafür, dass diese nach und nach verkümmern und sich damit die Wachstumsphase des Haares verkürzt. Letzten Endes werden nur noch kurze, feine Härchen gebildet, bis die Wurzel überhaupt nicht mehr in der Lage ist, ein Haar zu produzieren.

Eine Therapie gestaltet sich bei dieser Form als schwierig, da die Symptome hier genetisch bedingt sind. Auf dem Markt existieren wenige Präparate wie zum Beispiel Minoxidil, die zumindest ansatzweise Erfolg versprechen. Wegen der häufig dokumentierten Nebenwirkungen raten Ärzte jedoch meist davon ab. Stattdessen kann versucht werden, den Haarwuchs durch natürliche Mittel zu fördern und die Haarwurzeln zu stärken. Siliziumpräparate können zum Beispiel die Gesundheit von sowohl Haut als auch Haarwurzeln unterstützen, da Silizium ein essenzieller Mineralstoff für viele wichtige Prozesse im Körper ist.

Auch eine Haartransplantation ist möglich: hier werden Haarwurzeln vom eigenen Hinterkopf an die entsprechenden kahlen Stellen verpflanzt, die dann auch tatsächlich neue Haare bilden. Die Freude über die zunächst vollere Haarpracht hält sich jedoch in Grenzen, da bei der androgenetischen Alopezie bald weitere Haare ausfallen werden. Ob die etwa 5000 Euro das Vergnügen wert sind, muss jeder für sich selber entscheiden.

Der diffuse Haarausfall

Fallen die Haare gleichmäßig am ganzen Kopf verteilt aus und wird die Kopfhaut immer lichter, ist von der diffusen Alopezie die Rede. Hier kommen zahlreiche Ursachen infrage, die das gesunde Haarwachstums durcheinander bringen können. Häufig werden hier Krankheiten vermutet, die sich auf viele Körperfunktionen auswirken, wie Diabetes, eine Schilddrüsenfehlfunktion oder Infektionen. Auch ein hormonelles Ungleichgewicht kann lichter werdendes Haar mit sich bringen. So berichten viele Frauen nach der Geburt eines Kindes oder nach dem Absetzen der Anti-Baby-Pille vom teilweisen Verlust ihrer Haare. Einige Medikamente verändern zelluläre Prozesse, die unter anderem wichtig für das Haarwachstum sind, darunter Betablocker oder auch Zytostatika, wie sie in der Chemotherapie bei Krebspatienten Anwendung finden.

In manchen Fällen ist eine einseitige Ernährung die Ursache. In unserem stressigen Alltag achten wir nicht immer auf eine vielseitige und gesunde Ernährung – Mangelerscheinungen treten bei vielen Menschen heute gehäuft auf. Ein Mangel an Eisen, Kalzium oder auch Magnesium und anderen Mineralstoffen kann sich damit schnell in einer schwindenden Haarpracht bemerkbar machen. Ein Ausgleich ist hier mit Nährstoffpräparaten durchführbar, wie sie in jeder Drogerie erhältlich sind.

Weitere Unterstützung des Haarwachstums ist mit einer Entsäuerungskur möglich – denn häufig kann eine Einlagerung von Säuren an den Haarwurzeln die Ursache der Symptome sein. Durch saure Getränke, häufigen Kaffee- und Alkoholgenuss und Süßwaren nehmen wir täglich zuviel Säuren auf und schaden damit letzten Endes unseren Haaren. Basische Kräutertees zusammen mit basischen Haarpflegeprodukten können die Haarwurzeln von den überschüssigen Säuren befreien und somit das gesunde Haarwachstum fördern.

Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch psychische Ursachen. Zu großer und lang anhaltender Stress, aber auch Verlustängste und seelische Traumata stehen im Verdacht, das Haarwachstum zu beeinträchtigen.

Alopecia areata

Bei der Alopecia areata fallen die Haare in kreisrundem Muster aus und hinterlassen mehrere kahle Stellen am Kopf, bis die Haarpracht und in manchen Fällen sogar die Körperbehaarung gänzlich verloren geht. Ursache hierfür ist wahrscheinlich eine Art Autoimmunerkrankung: Statt sich gegen Viren und Bakterien zu richten, löst das Immunsystem eine entzündliche Reaktion an den Haarwurzeln aus und greift diese damit an. Die Erkrankung kann bei beiden Geschlechtern in jedem Alter auftreten, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Zudem konnte eine familiäre Häufung nachgewiesen werden, was auf eine gewisse Erblichkeit dieser Krankheit schließen lässt. Viele Betroffene haben das Glück, dass ihr Haar nach einiger Zeit wieder nachwächst, während andere für den Rest ihres Lebens auf ihre Haarpracht verzichten müssen. Behandlungen mit Kortison werden nur kurzzeitig durchgeführt, während die Haare nach Absetzen des Mittels wieder ausfallen können. In vielen Fällen wird zur Geduld geraten, bis die Haare mit viel Hoffnung wieder nachwachsen.

Vernarbende Alopezie

Ein Sonderfall betrifft die unter dem Begriff „Pseudopelade“ zusammengefassten, sehr seltenen Formen des Haarschwundes mit langsamem Verlauf. Hier fallen die Haare an zunächst kleinen Stellen aus, wobei eine gerötete, leicht glänzende Haut zum Vorschein kommt. Weitere Symptome können Juckreiz, Schuppen, Bläschen und Knötchen sein. Mit der Zeit werden diese Stellen größer und die Haut vernarbt mit dem gleichzeitigen Verschwinden der Haarporen, sodass kein Haar mehr nachwachsen kann. Von diesem Phänomen sind meist Frauen über 30 Jahren betroffen. Abhängig von der jeweiligen Form werden Autoimmunerkrankungen sowie Bakterien oder Pilze als Ursache diskutiert. Im Falle einer Infektion werden fungizide oder bakterizide Wirkstoffe eingesetzt, wobei sich die Therapie im Falle einer Pilzinfektion über mehrere Monate hinziehen kann.

Nicht vernarbende Alopezie

Unabhängig von genetischen Ursachen oder „inneren“ Erkrankungen kann es zum Haarschwund kommen, wenn die Kopfhaut selber infiziert ist oder eine schwere Haarbalgentzündung vorliegt. Zu den (auch ansteckenden) Infektionen zählen die Borkenflechte, Syphilis oder Herpes zoster sowie Pilzinfektionen, bei denen sich die Symptome auch an anderen behaarten Körperstellen zeigen. Hier erfolgt die Therapie mithilfe von Antibiotika oder antiviralen Mitteln. Große Furunkel können ebenfalls an der betroffenen Stelle zu Haarausfall führen, diese werden oft chirurgisch entfernt.

Die richtige Haarpflege

Aggressive Haarpflegeprodukte, zu häufiges Föhnen oder Färben kann die Haare strapazieren und hilft bei bereits bestehendem Ausfall nicht weiter. Viele waschen sich zwei oder sogar drei Mal hintereinander die Haare, weil sie glauben, dass die Haare so sauberer werden und die Frische länger hält. Tatsächlich genügen eine gründliche Haarwäsche und gutes Ausspülen der Shampooreste. Auch sollten keine zu aggressiven Shampoos verwendet werden. Am besten sind sanfte Shampoos mit basischen Bestandteilen.

Die Haare können nach dem Waschen an der Luft getrocknet werden. Zur Schonung der Kopfhaut sollte im Sommer darauf geachtet werden, sie vor starker UV-Strahlung zu schützen. Super zur Unterstützung der Durchblutung der Kopfhaut sind regelmäßige Massagen, ganz einfach beim Bürsten selber. Hierfür sollten abgerundete Borsten verwendet werden, da harte und spitze Borsten die Kopfhaut eher ankratzen und schädigen.